fgp-blog

9. Juli 2007

7 Tage Regenwetter im First Life

Diese Woche starte ich meine Besuchstour von Heuchelheim bis Zürich, von Zürich nach Genf. Ich hoffe, mein alter Colt hält diese Sommertour durch - bevor er im Herbst ins Auto-Nirvana überführt wird. Für seine „Abschiedsvorstellung“ ziert das Auto (siehe Foto) neuerdings ein originaler ATARI-Aufkleber, den ich im Keller gefunden habe. Der Aufkleber ist noch mal 20 Jahre älter als das Auto. - Ist euch aufgefallen, dass im Vergleich zu früher nur noch wenige Autos Aufkleber haben?

In der letzten Woche war ich wegen des miserablen Wetters mit herbstlichen 16 Grad selten vor der Tür. Ich verplemperte die Zeit zum Beispiel mit den Live Earth - Konzerten am 07.07.07 oder mit einer Anmeldung bei Second Life. Ich wusste schon vorher, dass es Zeitverschwendung sein würde. Dennoch war ich neugierig. Second Life ist ein Online-Spiel. Man läuft (oder fliegt) durch simulierte Welten, die durch Musik und vielseitige grafische Gestaltung nicht uninteressant sind. Dass dort reale Firmen ernsthaft ihre virtuellen Produkte zum Kauf präsentieren, liefert eher unbeabsichtigt die Erkenntnis mit, wie sinnfrei ihr Konsum genauso häufig im "First Life" ist.
Gleich am Anfang meines Eintritts in das Spiel nervte der lange Anmeldevorgang. Als Vornamen für meine Spielfigur (Avatar) wählte ich meinen üblichen Nicknamen wie bei MSN usw. Den Nachnamen kann man nur aus einer begrenzten, vorgegebenen Liste auswählen. Das finde ich schon mal ziemlich bescheuert. Alle Namens-Kombinationen waren bereits vergeben. Vorschläge vom Spielsystem gab es nicht, so wie z. B. bei der Namensanmeldung bei einem E-Mail-Account. Der Zwang zu einem vorgegeben Nachnamen würde mir noch logisch erscheinen, wenn die Spielfigur durch den Nachnamen zu einer bestimmten Avatar -Familie/Verwandtschaft gehören würde. Aber davon habe ich nichts gesehen oder gelesen. Noch nerviger war, dass nicht erklärt wurde, wie man die Personality seiner Spielfigur gestaltet. Beispiele wären hilfreich gewesen. Die Suche, wie das funktioniert, dauerte für mein Gefühl ewig. An echter deutschsprachiger Hilfe war nicht zu denken.

Nachdem ich mir eine passabel erscheinende Spielfigur gestaltet hatte und mich in Second Life umschaute, lag es vielleicht an der Tageszeit, dass ich fast nur auf Portugiesisch sprechende Avatare traf, die einen englischen Satz konnten: „I don´t speak english.“ Neben den Avataren, also menschenähnlichen Spielfiguren soll es auch Fantasie- oder tierähnliche Figuren geben. Ohne tatsächlich die eigenen Füße bewegen zu müssen, lief (manchmal flog) „ich“ (mein Avatar) durch eine Kulturlandschaft mit Diskos der Zukunft, Dörfern aus dem Mittelalter oder Strand-partys. Spätestens bei einer virtuellen Strandparty, bei der sich mein Avatar in die „Sonne“ legte, hörte mein Spaß am Spiel auf … Mehr als bei einem „normalen“ Chat kommt letztlich in Second Life nicht herum – außer, man möchte sein reales Portmonee erleichtern und kauft sich mit der Second-Life-Währung namens Linden-$$ für seine Spielfigur Accessoires (hallo, Barbie-Puppe…) oder ein virtuelles „Grundstück“. Dann kann man grafisch viele, viele Stunden an seinem Avatar, am virtuellen Heim oder an seiner Firma basteln. Entweder um bewundert zu werden oder damit Geld zu verdienen. Mit 14 Jahren hätte mich Second Life sicher fasziniert: Voraussetzung wäre
u. a. gewesen, dass es einen sprachlich einfacheren Zugang gegeben hätte und ich auf befreundete Mitspieler gestoßen wäre, die ich aus dem wirklichen Leben kenne.

Letztlich habe ich nach diesem virtuellen Trip ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Zeit sinnvoller hätte verwenden können, wie beispielsweise meine angehäuften Unterrichtsmaterialien zu durchforsten und „didaktisch“ zu reduzieren. Oder ich hätte die Dateien von meinem alten Rechner in den neuen einpflegen können. Und letztlich hätte ich in derselben Zeit reale Begegnungen im First Life haben können.

PS: Regen habe ich in Second Life nirgendwo gesehen.


Video zu Second Life:
http://www.youtube.com/watch?v=b72CvvMuD6Q

Labels:

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]



<< Startseite