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18. November 2007

Fließbandarbeit

Seit ich während des Studiums im „Tonträger-verteilzentrum“ von Karstadt am Band gestanden habe, weiß ich, was Fließbandarbeit bedeutet.
Bei meinem aktuellen Praktikum wurde diese Er-innerung wieder wach: in einer Schicht 16 Mal Wetter und Verkehr umschreiben und einsprechen, ist vergleichbar mit der damaligen Arbeit am Fließband. Jeder Handgriff muss sitzen, man steht unter Zeitdruck, die Zeiten müssen sekundengenau eingehalten werden, man hat wenig Zeit für ein Gespräch mit KollegInnen und man ist von den Zahlen (hier: Zeiten), die die ModeratorInnen vorgeben, abhängig.
Ja, nicht wenige Tage in meiner ersten Praktikums-woche waren echter Stress, und ich arbeitete teilweise für fünf. Ich weiß, dass sich das übertrieben anhört. Aber vor 2 Jahren gab es noch 5 statt der jetzt 1- 2 Praktikanten für eine Schicht. Neben dem „Fließband“ übernimmt man noch den Hörerservice (E-Mails, Telefon), nimmt an der Redaktionssitzung teil, bereitet Texte oder Zahlen vor und erledigt Anrufe für Moderatoren. Dabei sind das teilweise wenigstens Abwechslungen vom „Fließband“.

Der ganze Stress ging auch nicht folgenlos an mir vorüber:
Als ich am Freitagmorgen nach Irrel fuhr und dort eine Telefonkarte kaufen wollte, kippte ich im Laden um - der Kreislauf machte mir zu schaffen. Peng. Da lag ich nun, wo ich eben noch gestanden hatte und sah zu meiner Überraschung die Bedienungen über mir, die hektisch fragten: „Geht es Ihnen wieder besser? Sollen wir einen Arzt rufen?“ Ich hatte am Morgen nicht gefrühstückt und am Tag davor wohl im Arbeitsstress zu wenig gegessen. Schließlich war ich abends nach einem schnellen Happen müde ins Bett gefallen. Nach diesem Ereignis in Irrel war klar, dass ich trotz Praktikumsstress besser auf meinen Körper zu achten hatte.
Nun, und gewerkschaftlich gesehen ist es sowieso nicht akzeptabel, dass ich bei nicht vorhandenen Pausenzeiten und für einen Stundenlohn von 70 Cent arbeite …
Das ist natürlich nur die eine Seite. Und ihr werdet nun sicher fragen, warum ich diese Selbstausbeutung trotzdem betreibe? Die andere Seite an diesem Praktikum ist, dass es wirklich interessant ist, etwas ganz anderes. Die Kolleginnen und Kollegen sind freundlich, ein nettes Team halt, in dem es auch einiges zu lachen gibt. Und ich denke, mit mehr Routine kann es mir auch noch den Spaß machen, den ich mir mit „Radio machen“ früher vorgestellt habe.

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